Erthaltheater Aschaffenburg
Regie: Jürgen Overhoff
Die wahre Liebe! Ohne Hindernisse? Ohne Standesgrenzen! Gibt es die? Im 21. Jahrhundert und in einer westlichen Gesellschaft vielleicht schon. Vielleicht. Denn schon ein Blick in die Ukraine oder nach Israel schürt Zweifel. Russe und Ukrainerin, Israeli und Palästinenserin – sind solche Lieben möglich?
Es ist fast 300 Jahre her, dass sich Pierre Carlet de Marivaux die Frage nach der reinen Liebe stellte. In der wunderbaren Komödie „Das Spiel von Liebe und Zufall“. Heiter, leichtfüßig, mit ungeheurer poetischer Wucht und mit einer feinsinnigen Komik hat der Franzose – fast noch ein Zeitgenosse des großen Molière – einen Baukasten der Liebe geschaffen. Hat seine vier Protagonisten in eine Art Labor der Leidenschaften geschickt.
Und dort soll sich zeigen, ob Silvia wirklich den Mann liebt, den ihr Vater für sie als Ehemann ausgesucht hat. Durch ein turbulentes Verwechslungsspiel: Silvia schlüpft in die Rolle ihrer Zofe Lisette und umgekehrt. Allerdings: Dorante, der ihr Zugedachte, hat die gleiche Idee und schlüpft in die Rolle seines Dieners Arlequin. Pikanterweise wissen Silvias Familienangehörige von dem Deal und schüren das Experiment der Liebe kräftig weiter. Und dann sprühen auch noch zwischen den Bediensteten die Funken…
Ein Feuerwerk der Gefühle setzt Marivaux in Szene. „Das Spiel von Liebe und Zufall“ ist ein Meisterstück. Vor dem Hintergrund, dass es geistesgeschichtlich noch ins Zeitalter der Aufklärung fällt, ein kühnes obendrein. Das Erthaltheater Aschaffenburg spielt die Komödie in einer modernen Übersetzung von Felix Prader und in einer zeitgemäßen Inszenierung.