72 Werke von 44 Künstler*innen rund um die Welt geben Einblicke in dieses Genre, das immer mehr in den Fokus der internationalen Aufmerksamkeit kommt. Autodidakten aus der Peripherie der Gesellschaft produzieren „unverfälschte“ Kunst jenseits des Mainstreams. Der französische Künstler Jean Dubuffet fand nach dem Zweiten Weltkrieg dafür den Begriff Art Brut. Jeder Künstlerund jede Künstlerin folgt einer Vision, Mission oder Obsession.
Das Zusammenspiel der extrem individualisierten Formensprachen und Mythologien spiegelt die Einzigartigkeit, Unangepasstheit und Diversität von Art Brut. Die Ausstellung schafft einen Raum im Sinne eines geschützten Biotops, in dem die Betrachter*innen emotional Bedeutsames erwartet.
Hannah Rieger (www.livinginartbrut.com) sammelt seit 1991 Art Brut und lebt in Wien und im Weinviertel in Niederösterreich. Ihre Sammlung umfasst rund 550 Arbeiten. Ausgangspunkt bildet Kunst aus Gugging, die österreichische Art Brut-Künstlergemeinschaft. Dieses ursprüngliche Männermodell wurde von dem Psychiater Leo Navratil initiiert und ist inzwischen aus der Psychiatrie ausgegliedert und in eine moderne Institution mit Kunstproduktion, Museum und Galerie transformiert. Der Rest ihrer Sammlung besteht aus internationaler Art Brut mit einem Frauenschwerpunkt. Ihr Anliegen ist die Entstigmatisierung der Art Brut im Feld der akademischen zeitgenössischen Kunst.